Tag 44

Es war verhältnismäßig entspannt im Zeitungsdurcheinander heute. Nicht wie erwartet, die große "Rückrufaktion" der positiven Nachrichten von gestern. Aber trotzdem eine kleine "Vollbremsung" mit vielen Hinweisen auf "das dauert noch", bis "niemand wird einen normalen Sommer erleben können". Und dann doch noch die Meldung über die nun doch wieder gestiegene "Reproduktionszahl". Da war es also wieder:  Gestern Zuckerbrot, heute Peitsche.

Quelle Instagram - Update des Tages "Tagesschau" vom 28.04.2020

Aber was soll ich sagen: das war irgendwie klar.

Beispielhaft dazu die Aussagen von Weil am heutigen Tag:

LZ 28.04.2020

Aus dem Corona-Homeoffice hat sich dann zwar der Touristik-Minister nochmal gemeldet und vermerkt, dass er davon ausgeht, dass ab Mitte Mai leichte Lockerungen in den Touristik-Beschränkungen seiner Ansicht nach zu erwarten sein müssen, um die dringend notwendige Ferienzeit für u.a. Niedersachsen nicht zu gefährden. Soll ich es glauben?

LZ 28.04.2020

Eher nicht. Im Gespräch mit einer Kollegin heute aus Nürnberg, teilte diese mit, dass sie bis Mitte Juni (wenn sie offiziell Urlaub hat) nicht in ein dann vielleicht sogar geöffnetes Büro aus Sicherheitsgründen zurückkehren wird. Sie möchte sich nicht in die U-Bahn Situation begeben. Verständlich. Andere Kollegen sehen das ähnlich. Und ich selber gehe derzeit davon aus, so oder so bis Ende Juni zu Hause zu bleiben. Egal, wann Hamburg wieder aufmacht. Natürlich zur  Sicherheit - und weil es mir tatsächlich derzeit gut zu Hause gefällt. 

Christina hatte heute ihren ersten spektakulären Versuch mit einer Videokonferenz mit ihren Schülern und Schülerinnen über Jitsi.org. Insgesamt waren 22 Personen in dem Videochat gemeinsam zusammen und es funktionierte erstaunlich gut. Allerdings wird Christina die Teilnehmer begrenzen und auf unterschiedliche Zeiträume aufteilen abgestimmt auf die persönlichen Freundschaften und sonstiger Faktoren ihrer Kleinen. Allen hat dieser Termin hörbar (!) Spaß gemacht - da war ordentlich Leben in der Bude bei uns (Findus wanderte ganz verstört ab). Und vielen Schülern merkte man an, dass sie sich freuten, ihre Lehrerin mal wieder zu sehen.

Aktion!

Und wann kommen alle wieder in der Schule zusammen? Das ist unklar. Die "Gerüchte" schwanken da. Es ist teilweise schon von dem 06.05. die Rede... oder später. Den heutigen Berichten zufolge, wird es möglicherweise aber noch bis zu den Ferien dauern, bis alles wieder auf normal läuft. Zumindest, wenn wir hier mal von den Grundschülern ausgehen. Auch wenn man durchaus berechtigt feststellt, dass Schülern der Besuch ihrer Schule irgendwie ermöglicht werden soll. Aber schlussendlich wird es wohl so ausgehen, wie die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz heute festgestellt hat: 

Quelle: Intagram - ZDF heute - vom 28.04.2020

Da ist der (von Christina gefundenen) Artikel im Spiegel zu dem Thema auf den ersten Blick vielleicht etwas missverständlich ist, schlussendlich bestätigt er diese Aussage aber: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/coronavirus-alle-schueler-sollen-noch-vor-den-ferien-wieder-in-die-schule-a-5ae20f67-4f7e-4919-b7de-27ae4d81f076. Und fasst das ganze mit dieser Aussage zusammen:


Quelle: Instagram - Tagesschau vom 28.04.2020
Sollte man daraufhin allerdings der Meinung sein, dass sich diese beiden Aussagen so aus dem Kontext gerissen leicht widersprechen, so möchte ich da nicht widersprechen. Aber damit hat man auch schon das Problem der "Schlagwort-Infos" der neuen Social Medias erkannt. Denn gemeint ist, dass der "normale" Zustand aus der Zeit vor dem 16.03.20 so schnell nicht wieder erreicht wird und alle darauf noch bis zu den Sommerferien (oder sogar danach) warten müssen. Vermutlich wird es also ein Schichten-Unterricht (mit trotzdem noch großen Abstand) werden, mit Aufteilungen der Schüler und einer hohen Arbeitsbelastung für die Lehrer (also für die, die dann überhaupt noch unterrichten können). Aber es sollen möglichst eben allen die Möglichkeit geboten werden, wieder zur Schule gehen zu können. Und so wie es aussieht, würde sich die Mehrheit der Schüler auch genau darauf freuen. Wer hätte das vor Corona gedacht? 

Etwas irritiert waren Christina und ich heute über die Zahl von "3 Millionen Infizierten in der Welt (!)". Die Zahl erschien uns etwas wenig. Aber sie wurde heute Abend von der Tagesschau nochmal aufgeführt (und damit für mich bestätigt). 

Quelle: Instagram - Update Tagesschau vom 28.04.2020 (abends)

Das ist nun bei 7 Milliarden Menschen (oder schon mehr) nicht unbedingt sehr viel. Und schon beginnt man sich wieder zu fragen: Lohnt sich da der ganze Aufwand überhaupt?

Ein wenig in diese Kerbe schlug auch heute eine Mitteilung eines Forscherteams der Uni Göttingen, wonach bei der Kommunikation über die notwendigen Maßnahmen zur Erreichung des "Dreisprungs" (Gesundheit, Lebenserhaltung und Versorgung) noch "Luft nach oben sei". Die unterschiedlichen Aussagen und Vorgehensweisen tragen sicherlich nicht zu vollen Unterstützung seitens der Bürger bei. Was dann zu Unsicherheit und irgendwann auch zu "Verschwörungstheorien" führt und eben der oben gestellten Frage: Lohnt sich das alles?

LZ 28.04.2020

Insofern fand ich die Meinungsäußerung von Wolfgang Schäuble (dem man ganz sicher keine rechtsradikalen Ansichten unterstellen kann) für unendlich wichtig, in der er die These aussprach, "dass der Schutz von Leben nicht über alle anderen Grundrechte stehen dürfe". Eine wirklich schwierige These (die ich für mich noch gar nicht beantworten kann) und über die ich froh bin, dass sie eine derartige moralische Instanz, wie eben Wolfgang Schäuble aufgestellt hat. Auch wenn sie bei mir und Christina beim ersten Hören und auf den ersten Blick zunächst mal zu einem "empörten Aufschnauben" geführt hat - ehe wir genauer drüber nachdachten. Noch vor ein paar Tagen hat ein amerikanischer republikanischer Senator (glaube ich) das ähnlich gesagt, indem er verkündete, "das es Wichtigeres als das Leben gäbe" (Quelle: in der LZ - ich suche gerne, wenn sie jemand haben will). Bei dem Mann bin ich aber davon ausgegangen, dass es ihm um wirtschaftliche Gewinne oder eben Verluste ging, die er über das Leben stellte (aber auch das interpretiere ich). Bei Wolfgang Schäuble geht es definitiv um das hohe Gut der "Grundrechte". Eines Tages wird es im Geschichtsunterricht Aufsätze zu dem Thema geben und auf rechtswissenschaftlichen Seminaren kann man daraus eine grundrechtliche Seminaraufgabe mit hohem Anspruch generieren. Großartiges Thema!

Und auch Robert Habeck teilt diese Ansicht von Wolfgang Schäuble:

LZ vom 28.04.2020

Insgesamt ist damit (endlich) auch die Demokratie-Diskussion wieder angeregt worden, wie man aus diversen Leserbriefen erkennen kann (die unter "Maßnahmen" vom heutigen Tag zu finden sind). Und angenehmer Nebeneffekt von dem allen, ist das:

Quelle: Instagram - Deutschlandunk vom 28.04.2020

Also scheint doch noch nicht ganz Hopfen und Malz bei uns verloren zu sein. 

Zu neuerlicher Verwirrung führt dann aber wieder das heutige Urteil des niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts, wonach die Schließung der Möbelhäuser hier ganz rechtmäßig sei. Also so ganz anders, als das Bayern gestern entschieden hat. Aber da müsste man mal beide Entscheidungen gegenlesen, um die Unterschiede in der Bewertung  zu erkennen. Vielleicht gibt es Gründe dafür. Aber - Verwirrung komplett - Bayern (also die Landesregierung) scheint da heute nachgebessert zu haben und lockert die Begrenzungen für Möbelhäuser (also vermutlich auf die 800 Quadratmeter-Regel). Während das OVG Lüneburg sagt: nix da - die Läden bleiben zu! Ach, es ist alles so kompliziert. 

LZ 28.04.2020

Ganz interessant fand ich dann heute den Kommentar zum "Präventionsparadox". Der Vergleich mit der Titanic macht Sinn. Hätte Kapitän Smith damals durch ein radikales Ausweichmanöver die Kollision verhindert, jedoch einer der Millionäre an Bord seinen Schampus dabei verschüttet und die Diamanten seiner Gattin bekleckert, hätte Smith vermutlich seinen Job verloren - ohne das jemals bekannt geworden wäre, dass er dadurch 1.400 Menschen das Leben gerettet hat. Vermutlich läuft es mit der Pandemie und den Maßnahmen zur Vermeidung der "Kollision" ähnlich. Armer Kapitän Smith. 

LZ Kommentar vom 28.04.2020 (von Matthias Koch)

Und Österreich macht am Freitag die Restaurants wieder auf. Dann wird das bei uns auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Und da ist sie wieder: Die Statistik auf Seite zwei, nachdem sie gestern mal ausgesetzt hatte: 

LZ 28.04.2020

Kommentare