Tag 28 - Sonntag

Heute Morgen waren wir wie geplant unterwegs und verteilten noch etwas Osterüberraschungen. Es war zwar nicht so früh, wie geplant - aber die meisten Bewohner am Hegeberg lagen noch im Schlaf. Es war sehr ruhig.


Den Vormittag verbrachten wir wieder etwas entspannter. Es gab nicht viel zu tun. Und all zu große Lust zu irgendetwas "sinnvollen" hatten wir heute auch nicht. 

Am Nachmittag umgingen wir dann die mehr oder weniger selbstauferlegte Corona-Isolation ein wenig und luden zwei Freunde zu uns in den Garten ein. Allerdings mit den notwendigen zwei Metern Abstand. Wie es sich gehört. Sah ein wenig schrill aus, mit dem abgerückten Tisch im Garten. Und sowohl ihnen, als auch uns tat der Nachmittag gut. Für uns ist es immerhin schon über vier Wochen her, dass wir zuletzt Besuch bei uns hatten. Für unsere Verhältnisse mehr als ungewöhnlich. Vor allem, weil heute unter normalen Umständen unsere Freunde aus Berlin bei uns gewesen wären. Also? Ein Verstoß gegen das Kontaktverbot? Möglicherweise, da der Kontakt vermeidbar gewesen wäre - und doch irgendwie wieder nicht. Genauso, wie die Distanzbesuche von gestern. Und irgendwie doch auch wieder erlaubt - wenn ich die Aussagen der letzten Tage richtig deute. Es herrscht Verwirrung. Einigen wir uns darauf: es war nicht sinnvoll - vermutlich. Totale Isolation ist - vielleicht - richtig. Man merkt schon: Ich kann es gar nicht genau für mich selber bestimmen - auch ich bin verunsichert. Ist es wirklich so schlimm? So gefährlich? Lohnt sich der ganze Aufwand tatsächlich? Einerseits heißt es, man kann "notwendigen" Besuch über Ostern bekommen. Anderseits soll man aber doch lieber zu Hause bleiben. Aber was bedeutet dabei "notwendig". Nach nur vier Wochen merkt man, dass man als soziales Wesen dieser Isolation auf Dauer nicht folgen kann. Kontakte SIND "notwendig". Sind wir vielleicht deswegen am Abend immer so müde? Himmel, wie geht es da Gefangenen oder sogar Menschen in Isolationshaft. Das muss entsetzlich sein. Aber es gibt auch andere Stimmen, die der Situation etwas "Gutes" abgewinnen. Man verpasst schließlich nichts. Alle müssen zu Hause bleiben - also kann man es auch ruhigen Gewissens. Und manch nerviger Besuch kann einem erspart bleiben. Das ist jetzt nicht meine Meinung, das habe ich in den Telefonaten gehört. Und die Angst, "eine Party zu verpassen" ist bei mir auch nicht mehr so groß. Aber das Gefühl, dass "ALLE" in dem Zustand sind, das vereint und vereinfacht auch bei mir einiges. Trotzdem: Ich glaube, ich würde auch gerne mal wieder irgendwo hinfahren.

Am Nachmittag hatte ich einen Brief nach Barendorf gebracht - mit dem Fahrrad. Viele Fahrradfahrer waren unterwegs. Eben lese ich einen Artikel, dass dies alles möglicherweise auch nicht richtig sei. Ich dachte, in seiner Umgebung kann man sich - allein, zu zweit, als Familie - in der Natur aufhalten. Haben sich denn die Ausflügler in dem SZ-Artikel da so anders verhalten? Aus dem Artikel (SZ; "Ausflügler im Sonnenschein verstoßen gegen Corona-Regeln"). Oder waren das größere Gruppen? Das geht aus dem Artikel nicht deutlich hervor (https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-hannover-ausfluegler-im-sonnenschein-verstossen-gegen-corona-regeln-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200411-99-669273).  

In München hat es an dem Osterwochenende jetzt mit "zu Hause bleiben" wohl geklappt: Die Innenstadt war menschenleer und in der Türkei hat man angefangen, jetzt am Karfreitag Ausgangsverbote für 31 Städte auszusprechen - wohl mit chaotischen Folgen (Quelle: SZ - Espresso am Abend, vom 12.04.2020). 


Leider stellt man in dem Artikel auch fest, dass die Zeit "nach Corona" kaum die positiven Veränderungen mit sich bringen wird, die man sich jetzt - ich auch - so erhofft. Für Gesellschaft, Politik, Gesundheitssystem und dem mitmenschlichen Miteinander. Alles wird wieder auf NORMAL laufen. Das wäre schade. Aber dieselbe Einschätzung hatten unsere Gäste heute Nachmittag auch. Vermutlich haben sie Recht. 

Die Frage, die alle jetzt - nach 4 Wochen (knapp) Shutdown - stellen ist, ob sich ab Mittwoch nun etwas ändert. Und wenn ja - wie weit wird das gehen und ist das schon klug? Die Lehrer um Christina beschäftigt natürlich vor allem die Frage, wann der Schulbetrieb wieder los geht. In Niedersachsen beginnt es nächste Woche (die Ferien sind vorbei). Hamburg wäre schon längst wieder im Spiel - nach nunmehr 7 Wochen Stillstand und Ferien. Schleswig-Holstein ab dem 20.04. Was wird also passieren? Geteilte Klassen, Mehrunterricht für die Lehrer, Verkürzter Unterricht mit viel Hausarbeit, Wegfall der Sommerferien? Man wird sehen.

PS: Voll verloren, beim Corona-Quiz von "Quizzduell".



Und noch ein paar Zahlen:







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