Tag 27

Es ist wieder Samstag und damit Markttag. Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Auch weil möglicherweise ab kommenden Mittwoch die Lage - zumindest in Niedersachsen - wieder eine andere sein könnte. Vielleicht sind nächsten Samstag einige der Geschäfte wieder offen - und diese Geisterstadtstimmung dann nicht mehr ganz so extrem (daher schnell noch mal den Eindruck mitnehmen, ehe es zu Ende ist).

Sieht leerer aus, als es eigentlich war

Aber zu meiner Überraschung war die Stimmung gar nicht so "Geisterstadtmäßig". Nicht so voll, wie sonst an einem Samstag um 10 Uhr - aber trotzdem ordentlich gefüllt. Der Markt war gut besucht und mit ihm die Straßen der Umgebung, in denen sich - wie am Freitag festgelegt - die Blumenstände positioniert hatten. Alles lief diszipliniert und mit notwendigen Abstand ab. Viele Menschen unterhielten sich auf Distanz. Alles funktionierte.

Zum ersten Mal (jedenfalls fiel es mir heute erst auf) hatte auch der Coffee-Shop vor der Sparkasse wieder auf. Allerdings "nur" mit Straßenverkauf. Keine schlechte Idee - und sie wird angenommen.


Andere Geschäfte machen das ja auch schon einige Zeit. Die Eingangstür mit einem Tisch versperrt - und dort gibt man auch seine Bestellung oder seinen Kaufwunsch auf. Einige Geschäfte lassen aber auch eine begrenzte Anzahl von Kunden ein. Allerdings scheinen diese Geschäfte (z.B. der Schokoladenladen auf der Grapengießer) trotzdem nicht so viele Kunden anzuziehen. Zu Zeit ist wohl anderes wichtiger. Und das vor Ostern!


Und überall in den Gassen um den Ochsenmarkt herum, waren die Blumenstände untergebracht. Auch das ging gut. Ein Blumenladen beim "Peter Pane" nutzte die Gelegenheit gleich und hatte auch offen. Da ging es allerdings deutlich enger zu. Ob das so gedacht war?

Das war mir bisher auf dem Markt noch nicht aufgefallen

Aber da gibt es auch andere Eindrücke, wie uns dieses Bild von "Viewmotion" aus dem Viernheimer Einkaufszentrum vom heutigen Tag zeigt:

Viernheim an der Bergstraße

Heute wollten wir eigentlich die kleinen Osterüberraschungen verteilen - aber das wurde nicht wirklich was. Wir waren in Vastorf, Barendorf, Deutsch Evern und in Lüneburg - und überall sind wir "hängen" geblieben. Der Kommunikationsbedarf war doch enorm. Aber bevor jetzt eine "offizielle" Stelle mitliest: Keine Angst - alles im Rahmen der Distanzbeschränkungen, also im Freien und mit viel - sehr viel - Abstand (aber nahezu überall Kaffee). Nur bei Christinas Mama waren wir im Haus - aber auch hier mit dem notwendigen und in Räumen machbaren Abstand. Wir merkten aber auch, dass das dringend notwendig war! Aber auch uns taten diese Gespräche gut. Aber den Rest der Verteilung müssen wir auf morgen verschieben. Wir beschlossen, ganz früh loszugehen, um damit einigermaßen sicher zu sein, niemanden zu "begegnen".

Am Abend dann noch ein kleines intimes "Osterfeuer".


In der Welt ist heute die Infektionsrate in den USA am höchsten. Wen überrascht das noch? Und das Bundesverfassungsgericht hat höchstrichterlich gegen dein Eilantrag eines Katholiken aus Hessen entschieden und das Verbot von Messen zu Ostern für rechtmäßig erklärt. (Quelle: "Süddeutsche Zeitung - Espresso am Morgen vom 11.04.2020).

Klingt zunächst etwas schrill, dass so ein "Hesse" da mal wieder nicht mit einverstanden war. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das eigentlich zu begrüßen, dass jemand zumindest eine höchstrichterliche Entscheidung über die Rechtmäßigkeit einiger Maßnahmen herbeiführen wollte. Also: Hut ab, vor dem Kläger. Auch in Twitter werden die Stimmen immer lauter, dass die Hinnahme der Maßnahmen OHNE jedes Aufbegehren so nicht akzeptiert werden kann. Zum Beispiel ein Journalist namens Jakob Augstein der am 11.04.20 folgendes getwittert hat:


In der Fragestellung völlig ok für mich. Genau diese Frage muss man sich stellen. Und seit der Aufnahme des Kontaktverbotes und damit der massiven Einschränkung von Artikel 8 des Grundgesetzes - der Versammlungsfreiheit - ist in der Zeitung nichts mehr zu dem Thema gekommen. Also ansprechen kann man es - auch wenn die Begründungen für die einschränkenden Maßnahmen irgendwie auf der Hand liegen. Und dementsprechend bekommt der gute Herr Augstein auch ordentlich Gegenwind in den Retweets, die ihn schlussendlich nicht sehr gut dastehen lassen. Aber ich - auch wenn ich Herrn Augstein noch nicht kenne - sehe das auch als eine Aufgabe des Advocatus Diaboli, diese Fragen gegen den allgemeinen Trend und entgegen der übereinstimmenden Meinung zu stellen. Nur so kommen wir noch zum Nachdenken.

Und sonst? Steinmeier, Söder und der Papst sprechen heute Abend im Fernsehen. Wir haben sie alle verpasst, da wir am Osterfeuer saßen. Interessiert hätte mich auch nur Steinmeier - aber das lese ich mir morgen nochmal durch.

Süddeutsche Zeitung - Espresso am Abend vom 11.04.2020

Einige Werbeanzeigen in der LZ sind  heute eher als grenzwertig zu bezeichnen ("Wir sind die Guten") oder haben den letzten "Schuss" in den Leserbriefen nicht gehört, wie z.B. der Börsenmakler, der erneut mit seiner kritischen Anzeige wirbt und die "Börsenpanik" ausnutzen möchte.

Außerdem fängt jetzt wohl wieder der Wahlkampf an. Ein CDU-Kreisvorsitzender versucht sich in "kreativer" Kritik an den Entscheidern in der Landesregierung und kritisiert Herrn Mädge. Kann man machen - ging aber schneller wieder auf normal, als ich dachte. Es ist doch noch kein Monat seit dem Shutdown vergangen und schon krabbeln die ersten wieder aus den Löchern (LZ - 11.04.20 - "Bärendienst - oder einfach pfiffiger - Politiker fordern Regeländerungen" - Seite 3).

Aber immerhin: Die Ärzte (oder jedenfalls ein paar) scheinen schon Licht am Horizont zu sehen. Die Politiker sind da noch anderer Meinung. Eine interessante Verkehrung der sonstigen Umstände - wenn das keine LZ Ente ist.

LZ 11.04.2020

Die Daten zur Pandemie schenke ich mir heute mal. Auch wenn die Statistik der LZ heute das erste Mal ganz anders im Design aussieht.







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