Tag 7 - Sonntag

Was auffällt, ist die selbst für einen Sonntag ungewöhnliche Ruhe draußen. Wir hören hier bei uns ja nie sehr viel, selbst die Flugzeuge sieht man eher am Himmel in Form von Kondensstreifen, als man sie hört. Aber heute habe ich wirklich das Gefühl, als würde alles still stehen.

Ich nutze die Zeit und den aufkommenden Frühling (obwohl es noch recht frisch ist) und laufe durch den Wald. Das ist sogar noch möglich, wenn wir "Ausgangsbeschränkungen" bekommen. Bei "Ausgangssperre" bin ich mir nicht mehr so sicher.

Ob es soweit kommt und in welcher Form, wird scheinbar heute in den Ländern in Absprache mit der Bundesregierung entschieden. Bisher hat nur Bayern - wenn ich dem richtig folgen kann - diese Ausgangsbeschränkungen vorgestern erklärt. Ob sie nun bundesweit kommen, hängt stark vom Verhalten der Menschen überall ab und wieweit der Appell "bleibt zuhause" akzeptiert wird. Zumindest hier im Dorf kann man sagen: An uns würde es dann nicht liegen. Aber auf dem Land hat man es ja auch leichter. Da kann man sich in den Garten zurückziehen und dort ackern. Was wir gleich auch wieder tun werden. Bei 60 Quadratmetern ohne Balkon kann das wirklich zu einer Herausforderung werden. Kann ich schon verstehen.

Mal rauskommen

Im Netz habe ich heute Morgen ein Bild gesehen, in dem der Grundriss einer kleinen Wohnung mit Wohn-, Schlafzimmer, Flur, Küche und Bad und immerhin einem kleinen Balkon abgebildet war. Darüber stand: "ich plane gerade die Ziele meines Wochenendes". Oder ein anderer: "Eigentlich langweile ich mich nicht zu Hause, aber trotzdem wüsste ich gerne, warum in einer Packung Reis 12.805 Körner sind und in einer anderen nur 12.121 - Seltsam".

Bleibt also der nochmal veröffentlichte Appell von gestern:

Der Landrat in der LZ am 21.03.20

Mal den Abend abwarten.

Wir haben vorhin festgestellt, dass Christina derzeit "systemrelevant" ist. Dieser neue Begriff geistert ja gerade durch die Medien. Gemeint sind damit alle Personen, die mit ihrer Tätigkeit für die Gesellschaft da sind. Klar, dass sind natürlich alle medizinischen Berufe in erster Linie. Christina als Lehrerin wird morgen für die Notbetreuung in ihrer Schule eingesetzt und muss früh los. Und am Dienstag wird sie als Schöffin zu ihrem ersten Einsatz kommen.

Um 17.30 Uhr haben wir uns die Pressekonferenz von Frau Merkel angehört. Mal abgesehen davon, dass sie uns mit ihrem Stil und ihrer sehr ruhigen Art immer besser gefällt, scheinen mir die ab morgen geltenden Maßnahmen noch nicht ganz so streng. Definitiv keine Ausgangssperre. Aber auf jeden Fall ein Anziehen der Lage. Söder und die Länder Sachsen und wohl auch Baden-Württemberg scheinen sich mit dem harten Kurs nicht durchgesetzt zu haben. Das bedeutet, es gibt für die anderen Bundesländer auch keine "Ausgangsbeschränkungen". Bayern bleibt auf seinem Sonderweg vom Freitag und erntet damit viel Kritik von den anderen MP's. Die Devise scheint jetzt das Wort "Kontaktverbot" zu sein. Dies soll dazu beitragen, die Infektionsketten zu unterbrechen. Allem Anschein nach hat man auch noch keine Entscheidung über hohe Strafen getroffen (anders als Bayern und wohl auch NRW mit Herrn Laschet). Es ist und bleibt undurchsichtig mit unserem Förderalsystem. 

Folgende Entscheidungen wurden in der Konferenz verkündet:

  • Ansammlungen von mehr als zwei Personen im öffentlichen Raum werden verboten. Davon ausgenommen sind Familien und Menschen, die in einem Haushalt leben.
  • Der zwischenmenschliche Kontakt soll auf ein Mindestmaß beschränkt werden.
  • In der Öffentlichkeit müssen Menschen, ausgenommen der oben genannten Gruppen, mindestens 1,5 Meter Abstand voneinander halten.
  • Gaststätten und Restaurants werden geschlossen.
  • Nicht notwendige Dienstleistungen (Friseur, Kosmetik) sollen nicht mehr angeboten werden.
  • Die Ordnungsbehörden und die Polizei werden die Regelungen überwachen und Verstöße sanktionieren.
Also im Grunde kann man das Haus noch verlassen - man muss sich nur von Kontakten fernhalten. Von Sport und Spazierengehen im Freien ganz zu schweigen. Also noch moderat. Noch. 

Morgen mal sehen, wie die Lage in Italien und Spanien ist. 

Am Abend - nach unserem Gartennachmittag - haben wir per Videokonferenz über Whats-App ein wenig (elektronischen) Kontakt gehalten. Matthias in der Schweiz, Matthias in Hamburg, mein Bruder, unsere guten Freunde in Bremerhaven und gerade hat Christina ihre regelmäßige Konferenz mit ihren Freundinnen. So geht es auch. 

Es ist aber nicht dasselbe. Das merkt man jetzt schon. 

Wir lassen Tag 7 langsam ausklingen. Morgen beginnt wieder eine Arbeitswoche. Die zweite im Shutdown.  

PS: Wir haben heute Hochzeitstag. Ganz vergessen in dem Ganzen - eine Freundin machte uns darauf aufmerksam.



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