Tag 2

Erster Homeoffice Tag. Der erste von wie vielen?

Ein Tag in der Woche ist mir ja nicht fremd und macht sogar Sinn und Spaß (von der Ersparnis mit der verrückten Fahrerei ganz zu schweigen). Aber wie wird das aussehen, wenn es jetzt wirklich länger dauern wird? 

Die ersten Geschäfte haben bereits seit gestern geschlossen - natürlich außer allen Lebensmittelgeschäften. Andere Geschäfte verschieben ihre Öffnungszeiten aufgrund möglicher Lieferengpässe - wie dieser Blumenladen in der Innenstadt, der mir am Samstag bereits auffiel. Hier geht man also noch von einer möglichen Öffnung in dieser Woche aus. 

Lüneburger Blumenladen


Offen habe noch Restaurants. Bars und kleine Cafes werden angewiesen, ab morgen nicht mehr zu öffnen.

Gar nicht so sehr, weil wir davon ausgehen, dass wir es bald nicht mehr können, sondern einfach, weil die Situation, dass wir beide zuhause sind so gut passt, gehen wir zur Mittagszeit ins "anders" essen. Das Restaurant ist zur Mittagszeit durchschnittlich gut besucht. Aber: die Tische sind weiter auseinander geschoben, als es noch bei unserem letzten Besuch vor wenigen Wochen der Fall war. Alles andere ist eigentlich wie immer.

Im "anders" am 17.03.20 zum Mittagessen

Nach dem Essen tanken wir nochmal. Verdammt: 1,03 der Liter Diesel - das ist ja der Hammer! Krisenmodus oder hängt die Weltwirtschaftslage derart schief, dass niemand mehr tanken will und der Ölpreis wie verrückt fällt? So gesehen nicht schlecht.

Etwas andres fällt noch auf: Am vergangenen Samstag fing die LZ in dieser Ausgabe vom 14.03. (die fast komplett dem Corona-Virus gewidmet war), in den Seitenüberschriften den Titel "CORONA-KRISE" zu führen. 

LZ am 14.03.20 - noch mit "Krise"

Das wurde am Montag, den 16.03.20 noch fortgeführt und hörte dann schlagartig am Dienstag, den 17.03.20 auf. Selbsterklärte Ablösung von Sensationsjournalismus und Panik-Mache, hin zu mehr Sorgfalt?
LZ am 17.03.20 - dann nicht mehr mit "Krise"

In der Zeitung wird ansonsten noch berichtet, das viele Lüneburger heute Vormittag vor dem Klinikum Schlange standen, um sich auf den Virus testen zu lassen. Für die meisten war das aber fruchtlos. Man konnte sich dort nur mit Termin und begründeten Verdachtsmomenten (wenn man z.B. aus einem besonders betroffenen Gebiet gerade gekommen ist) untersuchen lassen. Die Mehrheit musste ungetestet (nach stundenlanger Warterei) weder abziehen (LZ, 17.03.20 "Schlangestehen für den Corona-Test")

Und nun wird auch der wirtschaftliche Aspekt immer deutlicher. Die Landesregierung ordnet die Schließung von immer mehr Geschäften an, die nicht die "Bereiche des täglichen Lebens betreffen" (LZ 17.03.20 "Land schließt viele Geschäfte"). Gaststätten müssen um 18.00 Uhr schließen. Bars haben schon seit gestern nicht mehr offen. Und heute hat auch unser Golfplatz verkündetet, den Betrieb einzustellen (So, jetzt reicht's - ich bin raus!!!). Aber im Ernst: Langsam beginne ich mich doch zu fragen, welche Konsequenzen das hat, wenn diese Situation sich noch weiter verschärft und vor allem Monate (??) dauern könnte. Ja, ich war der Meinung, dass dies auch etwas ausputzt: Braucht man wirklich hunderte von "Event-Agenturen" und ist wirklich jeder Kleinstunternehmer förderungswürdig, mit seinem Beratungsunternehmen zur korrekten "Tragung eines Kinderbauchgurtes"? Und doch: hinter jedem Unternehmen stecken Menschen. Vermutlich müssen nach dieser Phase (die hoffentlich NICHT Monate dauern wird) viel Scherben aufgekehrt werden und es wird viele wirtschaftliche (von den anderen gar nicht gesprochen) Opfer geben. Aber das könnte auch zu einer Konsolidierung führen - und danach zu einer Neubewertung der gesellschaftlichen Schwerpunkte. Vielleicht etwas weg von der Fun- und Ketten- und Billigheimer Gesellschaft, hin zu Substanz und Individualität in den Leistungen. Schön erhofft...wir werden sehen. 

Aber bis dahin wird es hart:

LZ 17.03.20

In einem "Blickpunkt" hat die LZ heute mehrere Hinweise gegeben, wie man mit der "häuslichen Isolation" umgehen kann (siehe Linkliste oben "Massnahmen"). Aber hier geht es wohl in erster Linie um die Bürger, die sich in Quarantäne aufhalten müssen (wie die 1000 Schüler des Lüneburger Johaneums). Etwas anderes scheint damit noch nicht gemeint zu sein.

Immerhin: Die Justiz hat sich noch nicht infiziert (LZ 17.03.20 "Lüneburger Justiz noch nicht infiziert). Trotzdem scheint sie betroffen. Christina hat heute vom Landgericht Lüneburg einen Anruf bekommen. Sie wurde gefragt, ob sie für die nächste Woche als Schöffin bei einem Eröffnungstermin einspringen kann.

Und die LZ bietet für die Zeit der "Entschleunigung" an, dass alle Abonnenten der LZ die an sich extra bepreiste ePaper-Ausgabe (was ich nie richtig verstanden habe) kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Vermutlich rechnet man hier bereits damit, dass die Druckausgabe in den nächsten Tagen doch nicht mehr erstellt oder verteilt werden kann. Ich melde mich gleich mal an. 

ePaper-Ausgabe ab dem 17.03.20 für alle Abos


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