Woche 25 - Tag 92 - 98

Es wird immer schwerer, aus der Erinnerung heraus etwas zu schreiben. Vor allem, was jetzt tatsächlich politisch und gesellschaftlich alles mit und wegen Corona in dieser Woche geschah. 

Unsere Mittsommernacht am 20.06.2020 - um 23.00 Uhr

Nicht im Bild: Baileys - unser Corona-Getränk

Das wesentliche Event in dieser Woche war sicherlich der Donnerstag, der 18.06. Der Erste Tag, nach exakt drei Monaten Homeoffice, an dem ich mal wieder in die Niederlassung nach Hamburg gefahren bin - mit dem Auto.

Sachen mal wieder nach drei Monaten gepackt

Die meiste Zeit des (Arbeits-)Tages habe ich mich dann allerdings mit den (wenigen) Anwesenden unterhalten. Das Bedürfnis nach Austausch war überall sehr groß. Aber ein wenig bin ich dann auch zum Arbeiten gekommen. An sich hatte ich nicht vor, dann so schnell wieder nach HH zu fahren (den von zuhause geht es doch auch sehr gut - wenn nicht sogar besser). Aber schon am nächsten Tag musste  ich wieder hin. Mein Mydentiy Zugangsstick war defekt. Vermutlich, weil ich ihn für den Transport des Notebooks dummerweise am Notebook stecken ließ. Zum Glück fand ich mit Cords Hilfe einen Ersatzstick, der dann funktioniere. Der sofort bestellte Stick war nämlich erst am Donnerstag drauf bei mir zuhause angelangt. Aber auch vor Ort in HH war Vieles anders. Cord und ich waren Mittagessen beim Vietnamesen - der natürlich nur zur Hälfte besetzt war, was wir aber als sehr angenehm empfanden. Und auch in der Niederlassung waren "Spuren" zu sehen:

Niederlassung HH - Schilder vor den Türen

Die Räume sollten nur mit max. zwei bis drei (je nach Raumgröße) Personen belegt sein.
Vor den Toiletten sollte vorher geklopft werden (hatte ich getan, nix passiert). Auch die Zugänge zu den Fahrstühlen waren reglementiert. Wenn auch nur als "Empfehlung", wie so Vieles bei uns in Deutschland während dieser Pandemie (was ich nach wie vor als sehr positiv empfinde - auch wenn vom Gefühl her, diese "Empfehlungen" immer weniger beachtet werden - siehe die Diskussion um die "Masken").

Fahrstuhlempfehlungen in der Niederlassung

Und überall waren am Boden waren im Haus Abstandshalter zu sehen.


In der Innenstadt von Lüneburg ist spätestens an diesem Samstag (20.06.20) die Normalität wieder angekommen. Alles hat offen, vielleicht abgesehen von ein paar Bars. Und die Touristen sind erkennbar auch wieder vor Ort. Außer der Maskensituation und den Hinweisschildern vor den Geschäften, gibt es praktisch keine Hinweise mehr auf die noch existierende Pandemie. Und nach meinem Gefühl hat sich die Maskentragesituation auf dem Markt sogar noch mehr "verschlechtert". Wie bereits festgestellt vor allem von Personen ab 50 aufwärts. Aber das Thema hatten wir ja schon.

Lüneburg - Am Sande 20.06.2020 - gegen 11.00 Uhr

Aber die Stadt ist in anderer Hinsicht erleichtert: Die drohende (erneute) Insolvenz des Karstadt-Konzerns hatte in dieser Woche die (wiederum erneute) Schließung vieler Filialen in Deutschland zur Folge. Schlussendlich wurden - meine ich - über 60 Filialen geschlossen. Die Lüneburger am Ochsenmarkt ist aber nicht mit darunter.

LZ vom 16.06.2020


Bis zu 7500 Kündigungen bei Galeria Karstadt Kaufhof. Das Warenhaus will mindestens 62 Filialen schließen, darunter auch die Standorte Berlin, Hamburg und München. Sofern die Mieten in weiteren Filialen nicht gemindert werden, müssen diese wohl auch geschlossen werden. Von Michael Kläsgen  (Quelle: SZ am Abend vom 19.06.).

Am Sonntag hatten wir lieben Besuch von Sven und Christine, die von St. Dionys mit dem Fahrrad gekommen sind (wo ich sie abholte - tolle Tour entlang der Ilmenau). Inzwischen sind derartige Besuche in Niedersachsen ja auch kein Problem mehr. Wenige Personen, Abstand und wenn möglich im Freien.


Und unter der Woche gab es noch zwei Sitzungen. Partnerschaftsausschuss und Samtgemeinderat tagten. Auch diese Sitzungen wurden zwecks Einhaltung von Abstandsregelungen in großen Räumen durchgeführt, in denen man weit von einander entfernt sitzen kann. Das fördert zwar nicht unbedingt die Kommunikation und macht sie sogar (akustisch) schwieriger, aber es hilft vermutlich gegen die Ausbreitung der Infektionen. 

Sitzung in der Aula der Schule Barendorf

Sitzung in der Turnhalle der Schule Barendorf

Warnplakat in der Schule - 15.06.2020

Eines der zentralen Themen in Lüneburg am Montag, den 15.06. war sicherlich die Entscheidung der "befragten" Bürger von Lüneburg über den Fortbestand des Lüneburger Flughafens. Wider erwarten haben mehr als doppelt so viele Bürger wie benötigt sich für die Fortsetzung des Pachtvertrages des Luftsportvereins mit der Stadt entschieden. Das kam überraschend - war aber vermutlich eine Entscheidung gegen den amtierenden Bürgermeister Mägde und seinen Plan, dort oben ein Industriegebiet einzurichten. Wir in Wendisch Evern durften nicht mit abstimmen. Ich hätte dagegen gestimmt, den mir geht der (wenn auch nur gelegentliche) Fluglärm doch auf die Nerven.

LZ vom 15.06.2020

Insofern ging das eigentliche Event am 16.06. fast unter in der Stadt: Die Einführung der neuen "Corona-App", mit deren Hilfe Infektionsketten von jedem einzelnen selber festgestellt werden sollen, damit dieser dann seine Entscheidungen treffen kann (geht in Quarantäne oder testet sich). Meines Erachtens wurde diese App in Rekordzeit gebaut (Angekündigt am 01.04. - https://www.tagesspiegel.de/politik/kontaktverfolgung-per-handydaten-so-funktioniert-die-corona-app/25702972.html - und jetzt schon fertig! Das schaffen wir nicht). Und alle Beteiligten, sogar der Chaos Computer Club in HH attestieren: Passt!!

Bei den grünen Mitgliedern gibt es viele Befindlichkeiten gegen die App. Sie wird als Überwachungsmittel des Staates kritisiert oder als eine Stigmatisierung von Infizierten. Aber wenn man sich mit der Funktionsweise der App mal auseinandersetzt, stellt man fest, dass dies alles nicht stimmt. Die Dezentralisierung (alle Daten - sofern überhaupt welche gesammelt werden), bleiben auf dem eigenen Smartphone. Wer will kann sich den offengelegten Code auf der Plattform "GitHub" selber ansehen (was CCC gemacht hat) und schlussendlich muss und kann jeder einzelne für sich entscheiden, wie er mit der erlangten Info "Risikobegegnung" umzugehen gedenkt. 


Ich selber habe die App am 20.06. heruntergeladen und dann am 25.6. aktiviert. Christina etwas später. 
Bisher noch "keine Risikobegegnungen". Na dann. 

LZ 15.06.2020 - Große Werbung

Info aus dem App Store am 20.06.

Und sonst so in der Corona-Welt?

Der Fleischproduzent "Tonnies" in Gütersloh (NRW) macht ein weiterer Fleischbetrieb (gefühlt der fünfte in diesem Jahr) Schlagzeilen aufgrund seines Umganges mit den "Leiharbeitern" (inzwischen reden wir also nicht mehr von den Tieren, die dort durchlaufen müssen. Übrigens bei Tönnies im Hauptwerk 30.000 Schweine pro Tag !!!!!! Wahnsinn. Die meisten Schlachttiere kommen aus Polen und werden danach auch dort wieder hin zurückgeschickt. Die Quelle für dieses Info fehlt allerdings noch). Diese Wanderarbeiter leben - untergebracht von Subunternehmern - in Wohnverhältnissen während ihrer Vertragszeit, die weder menschenwürdig genannt werden kann und schon gar nicht den Regelungen der Pandemie entspricht. Folge: über 6.000 Infizierte "Mitarbeiter" von Tönnies. Mit nunmehr massiven Folgen für die Region. Nachdem Ende Mai es aus Hannover noch hieß, dass die "Leiharbeiter-Werkverträge" aus wirtschaftlichen Gründen nicht reglementiert/eingeschränkt/verboten werden dürfen, hoffe ich doch jetzt auf einen Meinungswechsel. Inzwischen kocht der Schitstorm so hoch, dass sich hier was bewegen dürfte. Auch in Richtung "Fleischqualität" (die Wanderarbeiter selber interessieren uns Bürger vermutlich weitaus weniger). Allerdings könnte es knapp werden, da die Mehrheit der Konsumenten vielleicht doch "billiges" Fleisch einem ökologischen-sozialen Denken vorziehen. Wir werden sehen. Aber die Gier eines Einzelnen hat jetzt Konsequenzen für viele. Gut möglich, dass Gütersloh aus den 6.000 infizierten Leiharbeitern sich insgesamt noch was abgeholt hat. 

LZ 20.06.2020

1029 Ansteckungen in Tönnies-Fabrik in NRW. Dieses Ergebnis erster Testreihen teilt der Kreis Gütersloh nach dem Ausbruch in der Fleischfabrik mit. Der Leiter des Krisenstabs, Thomas Kuhlbusch, zeigt sich außerordentlich verärgert über das Verhalten der Firma: "Unser Vertrauen in die Familie Tönnies ist auf null." Mehr dazu (SZ am Abend vom 20.06.2020).


Fakt ist: DIESE PANDEMIE IST NOCH LANGE NICHT AM ENDE!!!!


Aber wir alle tun so, als sei schon alles vorbei (ich inklusive).

Das Virus spaltet die Gesellschaft. Die Corona-Pandemie trifft arme und benachteiligte Menschen besonders hart: Sie haben ein höheres Risiko, schwer zu erkranken - und sie leiden stärker unter den Folgen der Krise. Von Felix Hütten und Henrike Roßbach (Quelle: SZ am Abend 20.06.2020). https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-soziale-ungleichheit-1.4941264?sc_src=email_1627441&sc_lid=140461164&sc_uid=nJsQttl9hv&sc_llid=34479&utm_medium=email&utm_source=emarsys&utm_content=www.sueddeutsche.de%2Fpolitik%2Fcoronavirus-soziale-ungleichheit-1.4941264&utm_campaign=Espresso+am+Abend+20.06.2020


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