Woche 23 - Tag 78 - 84

Ich habe mir diese Woche fest vorgenommen, dass dies die letzte durchgehende Woche im Homeoffice sein soll. Ab kommenden Montag wollte ich eigentlich wieder in die Firma gehen – zumindest an einigen Tagen der Woche. Aber so wie es aussieht, wird das nichts. Kein Kollege/in scheint hierzu Lust oder Bedarf zu haben. Und ich selbst habe mich so sehr an den Rhythmus gewöhnt, dass mir eine Änderung derzeit ziemlich schwer fällt. Ich fange irgendwann zwischen 7.00 und 7.45 Uhr an. Selten später. Ich gönne mir – wenn möglich – eine längere Mittagspause. Unter anderem auch, um Mittag vorzubereiten. Dafür arbeite ich dann aber auch mal länger, deutlich über 17.00 Uhr hinaus. Dank der längeren Pause und der peinlichen Aufschreibung von Unterbrechungen (Luft holen im Garten, Katerbespassung oder Haushaltsaufgaben) hält sich die Höhe der Überstunden auch in Grenzen. Was eben wegfällt, ist diese mehr als nervige Pendelei nach Hamburg. Das vermisse ich so gar nicht. Ein Gewinn für einen selbst, aber wohl auch für die Umwelt. Für mehr Zeit am Abend für z.B. Sport sorgt dieses Vorgehen aber seltsamerweise auch nicht. Was aber vermutlich eher mit der eigenen Einstellung gegenüber „Bewegung“ aktuell zusammenhängt. Und dem Umstand, dass doch noch einige Aufgaben am Abend anfallen, die tagsüber nicht erledigt werden können.

Pfingstmontag, den 01.06.2020

Christina hat diese Woche zum zweiten und auch schon letzten Mal ihren auf zwei Gruppen aufgeteilten Klassenlehrerunterricht durchgeführt, mit dem sie eigentlich recht zufrieden ist, weil diese Art der Arbeit mit kleinen Gruppen für die Schüler sich als viel effizienter herausgestellt hat. Aber nachdem Anfang letzter Woche unter großen Hallo dieser Einstieg in die Normalisierung der Schulen verbunden mit massiven Aufwand der Schulen selber sichergestellt und gestartet wurde, soll bereits nächste Woche der reguläre Unterricht – drei Wochen vor dem Beginn der Sommerferien – wieder beginnen. Sehr zum Unwillen der Lehrer. Die sehen sich und ihre Schüler hier als Versuchskaninchen. Denn in den großen Gruppen lässt sich die nach wie vor gebotene und geforderte Distanz definitiv nicht mehr einhalten. Da kann man versuchen, was man will. Löst das Infektionen aus, werden die sich erst mit Beginn der Sommerferien zeigen. Bestenfalls versaut das „nur“ die Sommerferien. Schlimmstenfalls führt das zu schlimmeren.

Nun auch Niedersachsen - LZ vom 02.06.20
Nun auch Niedersachsen - LZ vom 02.06.20

Im Grunde hätte man noch bis nach den Sommerferien damit warten können. Dies wurde auch von der Lehrerschaft in Schwarzenbek mit einer Petition nach Kiel kundgetan. Einen Erfolg verspricht man sich da kaum.

Und es könnte sogar noch schlimmer kommen. Denn ob die Ferien wirklich Ferien werden – jedenfalls für die Lehrer – ist derzeit sogar noch offen. Tatsächlich überlegt Kiel seit Ende dieser Woche, ob in den Sommerferien nicht doch eine Notbereitschaft sichergestellt werden sollte. Um die Eltern auch in dieser Zeit noch mehr zu entlasten. Die Begeisterung in der Lehrerschaft ist entsprechend groß. Irgendwie scheint man in Kiel gerade das Prinzip „Erziehung“ völlig falsch zu verstehen. Sind die Eltern da jetzt raus?

Die Stimmung ist daher unter der Lehrerschaft nicht die allerbeste. Aber fast alle machen mit und sind bei ihren Klassen. In Schwarzenbek gibt es nur zwei Ausfälle unter der Lehrerschaft.

Eigentlich wären wir diese Woche auf Klassenfahrt gewesen. Aber das haute natürlich aus gegebenen Anlass nicht hin. Gut für mich, da ich damit drei freie Tage plus den Feiertag am Montag hatte. Urlaub zurückgeben, geht in nahezu allen Unternehmen ja nicht. Hätte ich auch gar nicht gewollt.

Zwei Fahrradtouren zur Elbe von Embsen aus über Honstorf und von Bleckede auf die andere Elbseite, plus ein Golfabend mit Andreas waren noch drin, dann wurde das Wetter schlechter. Es fing an ordentlich zu regnen, was aber für den Garten nicht schlecht ist.


Die Elbe bei Honstorf

Ansonsten einen Überraschungs-Corona Besuch von Tina und den Kids – aber trotz geringerer Distanz jetzt ja „legal“ und am Sonntag mal wieder bei Vera und Helmut vorbeigeschaut. Sie selbst bekommen von Corona eher weniger mit. Für sie hat sich in den letzten Wochen beruflich, wie privat kaum eine Veränderung gezeigt. Vielleicht auch deswegen halten sie die Maßnahmen für falsch. Nebenbei noch etwas über „MyHeritage“ gelernt, eine Art „Ahnenforschung auf DNA-Basis. Die Herkunft der Vorfahren auslesbar aus dem eigenen Genom? Ich bin da eher skeptisch.

Am Samstag in der Stadt, zeugten eigentlich nur noch die Masken und die Schilder vor den Geschäften (die u.a. sich darüber freuen, dass man als Kunde wieder „da“ ist) auf die besondere Situation hin. Ansonsten ist alles wieder wie gehabt. Ein paar wenige Partisanen verweigerten sich der Maskenpflicht auf dem Wochenmarkt. Aber das scheint niemanden zu stören (übrigens alles Menschen ab Mitte 50 aufwärts, etwas besser situiert, die da nicht mitspielen wollen). Und in der Buchhandlung gibt es bereits die ersten Bücher über diese Corona-Zeit. Einige Autoren haben da schnell reagiert. Die Reisebuchabteilung hat sich auch auf die kommenden Urlaubswochen in der Region eingestellt. Prominent platziert findet man nur noch Bücher über „Urlaubsziele in Deutschland“. Fernreisen sind auch mit Aufhebung der Reisebeschränkungen ab dem 15 Juni für die meisten eher tabu. Ob da „Angst“ der Auslöser ist oder vielleicht doch das Bewusstsein, dass diese Fernreisen eher unpassend sind, kann ich nicht sagen. Bei uns ist es eher eine Mischung aus „zu Hause ist es doch auch toll“ und dem fehlenden Antrieb „sich heraus zu bewegen“ und natürlich auch dem Wunsch, den Klimawandel nicht sofort wieder aus den Augen zu verlieren.

Man freut sich


Gesichtsmasken bei Karstadt (schon reduziert)


Nicht benötigte Abstandshalter bei Karstadt


Eis ist ausverkauft bei "Kaufland" - 05.06.20


Regeln bei einem Lüneburger Arzt - an die Eingangstür gepinnt



Diese Position für die Blumenhänder auf dem Markt beim Amtsgericht ist gar nicht schlecht


Der Buchmarkt reagiert auf das veränderte Reiseverhalten in diesem Sommer (bei "Lünebuch")


Ob das den Konsum anheizt?


Also Masken hat es jetzt wirklich mehr als genug (04.06.20)

Aber „Angst“ scheint fast niemand mehr zu haben, mit dem man spricht. Fast jeder schließt für sich das Risiko einer Infektion aus oder meint zumindest, dass im Falle einer Erkrankung, die nicht so schlimm verlaufen wird. Ich selbst bin komischerweise auch dieser Ansicht – ohne dass ich es erklären kann. Christina macht sich allerdings ab nächste Woche etwas Sorgen, da sie ab Montag so gar keine Abstände mehr einhalten kann – selbst, wenn sie es wollte.

LZ "Blickpunkt" vom 06.06.2020

In der Welt dominiert diese Woche die Situation in den USA. Die „Ermordung“ (so kann und muss man dieses Ereignis von George Floyd am 25 Mai 2020 in Minneapolis durch zumindest einen Polizisten inzwischen schon nennen) erschüttert die USA und im Grunde auch die Welt. Und die zweite Autopsie hat das jetzt auch bestätigt: „gewaltsame Todesursache“ (SZ am Abend vom 02.06.20). Überall gibt es trotz Versammlungseinschränkungen Demos gegen Rassismus und Polizeigewalt. Nicht nur in den USA. Und fast überall – außer in den totalitär oder durch Populisten geführten Ländern – zeigt man auch dafür Verständnis. Donald Trump selber ruft über Twitter nur permanent nach „LAW AND ORDER“. Mit etwas Glück erledigt der Mann sich mit seiner nun auch für den letzten Idioten hoffentlich nicht mehr zu ertragenden Einstellung bald selbst. So gesehen hätte der Tod von George Floyd sogar noch einen historischen Sinn gehabt. Allerdings befürchte ich, dass noch genügend Deppen in USA, die immer stärker in Erscheinung treten (Evangelisten, „Hawaii-Hemdträger“ (im Ernst!!), Waffenfetischisten, White Power Verfechter und „Südstaatler“) diesen abgrundtief zu verachtenden Menschen im weißen Haus nochmal an die Spitze bringen könnten. Und das wäre dann endgültig das Ende der USA.

Spiegel-Titelblatt vom 05.06.2020

In Deutschland sind seit Donnerstag (03.06.) die wirtschaftlichen Maßnahmen oder das „Konjunkturpaket“ der Bundesregierung („der große Wums“) in Höhe von 130 Milliarden Euro ein wichtiges Thema. Damit versucht die Politik die Wirtschaft zügig wieder zum Laufen zu bringen und die Bürger zum Konsumieren zu animieren. Kernstück dabei ist sicherlich die Reduzierung der Umsatzsteuer zurück auf 16 % bis Ende Dezember dieses Jahres. Mal sehen, ob diese Idee – das soll schon ab dem 01.07 anlaufen – so umsetzbar sein wird. Der logistische Aufwand allein für Softwarehäuser wird gewaltig werden – von den Händlern gar nicht zu reden. Klarheit wird man hier aber erst nächste Woche haben. Ein weiterer Eckpunkt ist die Lohnfortzahlung für Eltern, die wegen der Kita- oder Schulschließungen nicht arbeiten konnten oder noch nicht können. Wird von 6 auf 10 Wochen Lohnfortzahlung bei 67 % des Nettoeinkommens verlängert und erweitert (Quelle: Instagram – Tagesschau vom 05.06. Keine schlechte Idee.

Quelle: Instagram - ZDF-Heute vom 04.06.2020

Vom Tisch ist bei diesem „Paket“ allerdings die neue „Abwrackprämie“ für Luxusautos. Eine unerwartete Einsicht (sicher nicht von Herrn Söder, der hier ja federführend die Klinge für diese Schwachsinnsprämie geschwungen hat). 

Allerdings wird dieses im Grunde recht wohlwollend von allen Parteivertretern aufgenommene Paket ("Großes Lob für ein dickes Paket" in der LZ vom 05.06.2020) überdeckt von den auch in Deutschland (und vor allem natürlich in USA) überall stattfindenden Anti-Rassismus Demonstrationen und Diskussionen. 

Quelle: Instagram - Tagesschau vom 02.06.2020

Hier ist wirklich zu wünschen, dass sich dieser Geist weiterentwickelt – im Interesse aller Rassismus - Opfer der vergangenen Jahrzehnte, aber auch im Interesse einer lebenswerteren und vielfältigeren Zukunft für alle. Leicht sind die Fragestellungen, denen man sich dabei selbst ausgesetzt sieht allerdings nicht. Und zumindest ich muss wohl auch einige Gedankenmuster dringend überdenken. So sehe ich zum Beispiel den „Streit“ um die „Mohrenstraße“ in Hamburg inzwischen mit anderen Augen. War das vorher für mich noch eine überzogene und fast schon hysterische Idee, betrachte ich das jetzt mal aus einem anderen Blickwinkel. Würde ich zum Beispiel eine „vergessene“ <Adolf-Hitler-Straße> einfach deswegen jetzt akzeptieren, nur weil es halt ein geschichtlicher Aspekt ist und die Straße doch keinerlei Assoziationen mit der Person erzeugt? Ich glaube nicht. Ich würde diesen Straßennamen sofort entfernt sehen wollen. 

Quelle: Instagram - Tagesschau vom 03.06.2020

Über die Aufhebung der Reisebeschränkungen haben wir ja schon gesprochen. Unklar ist dabei für mich, wie das in den Ländern laufen soll, in denen man noch nicht so weit mit den Lockerungen ist. Den genauen Überblick habe ich nicht, aber ich meine mich zu erinnern, dass Italien oder sogar Spanien noch lange nicht gelockert ist. Und zumindest Italien macht von sich aus ab dem 03.06. seine Grenzen für Touristen wieder auf. Da die deutschen Reisebeschränkungen aber erst ab dem 15.06. wieder gelockert werden, passt das beides für mich noch nicht ganz zusammen.

SZ – Espresso am Morgen vom 03.06.20:

Italien öffnet Grenzen für Touristen. Urlauber können ab dem heutigen Mittwoch wieder nach Italien einreisen. Die Reisefreiheit gilt für Bürger aus EU-Ländern, Großbritannien, Norwegen und der Schweiz. Eine Virus-Quarantäne von zwei Wochen entfällt. Zur Nachricht.

Kabinett bereitet Aufhebung der Reisewarnung für 31 Länder vor. Dazu soll ein Eckpunktepapier mit Vorschlägen für den Schutz von Urlaubern vor einer Infektion mit dem Virus verabschiedet werden. Die endgültige Entscheidung über die Aufhebung der Reisewarnung ab dem 15. Juni soll erst später fallen. Zu den Ländern, für die die Reisewarnung nun aufgehoben werden soll, zählen neben den 26 weiteren Mitgliedern der Europäischen Union und Großbritannien auch Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein.

LZ vom 30.05.2020

Und trotzdem fürchten die Reiseveranstalter, dass die „Angst“ der Menschen sie davon abhalten wird, wieder in die Vor-Corona-Reiselaune einzutreten.

Aber schon am Abend des 03.06. wird dies wieder relativiert und zumindest vor Norwegen (?), Spanien und Großbritannien wird dann doch wieder gewarnt. Und Brasilien – das Land in dem ab nächste Woche dann auch keine Toten mehr gezählt werden – gehört mit Platz drei in der Statistik sicherlich auch dazu.

SZ am Morgen vom 05.06.20: Brasilien hat weltweit die drittmeisten Toten. Binnen 24 Stunden seien 1437 Menschen im Zusammenhang mit der Pandemie gestorben, teilt das brasilianische Gesundheitsministerium mit. Damit übersteigt die Zahl der Opfer jene in Italien.

Aber schon kurz darauf rudert man wieder zurück, als möchte man den für viele Länder (und vor allem für Spanien) so wichtigen Tourismus im Sommer nur nicht auf's Spiel setzen und verkündet in der SZ am Morgen des 06.06.2020:

Corona-Ausbrüche in Spanien weitgehend unter Kontrolle. Die Zahl der Neuinfektionen sei niedrig, die Zahl der Patienten auf Intensivstationen sinke, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Inzwischen stellten eher importierte Infektionsfälle ein Risiko dar.

Aber tatsächlich scheint die Zahl der Infektionen zurückzugehen. Zumindest in Deutschland. Auch Niedersachsen versucht daher in den Chor der Schulöffner und Lockerer einzustimmen und geht in seinen Maßnahmen auf Stufe 4 (der Lockerungen).  Offen dürften jetzt eigentlich nur noch die Sperre der Sportvereine und damit die Schließung der Sporthallen sein (weswegen wir ja mit Badminton auch nicht weiterkommen). Die Kitas sind meines Wissens noch zu. Aber das dürfte sich da auch nur noch um Tage handeln.

LZ vom 03.06.2020

Und es gibt wieder ein neues Wort:

Quelle: Instagram vom 06.06.2020

Und hier noch ein paar "Updates" der letzten Woche (alle aus Instagram - Tagesschau):





Interessant aus Lüneburg ist ansonsten noch die Nachricht über die Bar "Pacos" die regelrecht durchdreht und diese Woche - trotz Schließung - schon wieder offen hatte.


LZ am 02.06.2020

Und der neue - vermutlich sehr kurzlebige - Trend der Tanzveranstaltung mit dem Auto. Ähnlich wie das Autokino schon sehr bald nach Corona vermutlich nur noch eine kurze Erinnerung wert.

LZ vom 02.06.2020

Und zum Schluss: Christinas gefundene Zeitungsberichte:

Tagesspiegel: Forschung zum Coronavirus: So lässt sich die Gefahr durch Aerosole minimieren.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/forschung-zum-coronavirus-so-laesst-sich-die-gefahr-durch-aerosole-minimieren/25877578.html 

ZEIT ONLINE: New York: Die Reichen haben New York getötet.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-05/new-york-coronavirus-krise-wirtschaft-gentrifizierung-immobilien 

Wie sich die Grundschulen vorbereiten

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Corona-Wie-sich-Grundschulen-in-SH-auf-den-Neustart-vorbereiten,grundschule290.html 

 

t-online.de: Tod von George Floyd: Das ist der Wendepunkt für Donald Trump.
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_87996768/tod-von-george-floyd-das-ist-der-wendepunkt-fuer-donald-trump.html 

 

NDR.de: Homeoffice? Ministerium will mehr Lehrer in den Schulen.
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Homeoffice-Ministerium-will-mehr-Lehrer-in-Schulen,unterricht160.html 


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